Die „Didaktik der Literarizität“ – eine Anregung für die Didaktik der Schulfremdsprachen?

Am 4. und 5. April fand, veranstaltet von Jochen Plikat (TU Dresden), Anka Bergmann (HU Berlin) und Christoph Mayer (HU Berlin), an der TU Dresden die Tagung „Welche Zielsetzungen sind für Französisch, Spanisch, Russisch & Co. (noch) zeitgemäß“ statt. Ich stellte mit der „Didaktik der Literarizität für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache“ das von Renate Riedner (Stellenbosch University) und mir entwickelte Konzept vor.

Dieses Konzept geht in Bezug auf Sprache und Kommunikation von einem irreduziblen Spannungsverhältnis zwischen Konvention und Kreativität/Innovation aus, das es didaktisch zu reflektieren und für den Fremd- und Zweitsprachenerwerb fruchtbar zu machen gilt. Als Zielperspektive formulieren wir die Förderung der Fähigkeit der Lernenden zur „kreativ-poetischen Mitgestaltung“ – der Sprache und der Gesellschaft.

Das bedeutet unter anderem, dass niemand in Bezug auf die deutsche Sprache ganz drinnen oder ganz draußen, ganz kompetent oder ganz inkompetent ist. Auf der einen Seite bleibt die Sprache auch den sog. „Muttersprachler/inne/n“ immer ein bisschen – mehr oder weniger – fremd, sind und bleiben daher auch sie immer Lernende in Bezug auf die Sprache, die sie sprechen (vgl. Adolf Muschg: Plädoyer für die erste Fremdsprache – die Eigene); auf der anderen Seite arbeitet jede/r Lernende von Anfang an an der deutschen Sprache mit, entwickelt sie mit, gestaltet sie mit.

Das wiederum heißt (mit Blick auf die Debatten um Integration und „Leitkultur“): Die deutsche Sprache gehört niemandem, auch nicht den sog. „Muttersprachler/inne/n“. Von ihr gilt vielmehr, was Goethe in Bezug auf die Kunst gesagt hat: Sie gehört, „wie alles Gute, der ganzen Welt an“.

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